Der 24. April 1835 in Ludwigslust

(Quelle: „Chronik von Ludwigslist, K. Goss, Pastor von Brenz, 1851“

 

Am 24sten April 1835 fand in Ludwigslust eine Feier statt, welche in Mecklenburg die einzige ihrer Art ist, die Feier der fünfzigjährigen Dauer der Regierung des Großherzoges Friedrich Franz. Es wohnten diesem Feste bei:

Der Prinz Georg von Sachsen-Altenburg, nebst dessen Gemahlin, der Herzogin Marie und dessen drei Söhnen, den Prinzen Ernst, Albrecht und Moritz;

der Großherzog und die Großherzogin von Mecklenburg-Strelitz mit ihren Kindern, dem Erbgroßherzoge , dem Herzoge Georg und den Herzoginnen Louise und Caroline;

der Herzog Karl von Mecklenburg-Strelitz;

der Kronprinz von Preußen;

der Herzog von Cambridge;

der Fürst von Schaumburg-Lippe-Bückeburg, nebst seinem Sohne, dem Erbprinzen;

die beiden Urenkel des Großherzoges, der Erbprinz Ernst und der Prinz Albrecht von Sachsen-Coburg-Gotha, so wie die Prinzen Albert von Schwarzburg-Rudolstadt und Alexander von Solms-Braunsfels.

Außerdem waren erschienenen eine Deputation der Landstände, bestehend aus den Landräthen von Oertzen auf Rittenhof, von Oertzen auf Groß-Vielen, von Bassewitz auf Schönhof, von Oertzen auf Brunn;

den ritterschaftlichen Deputierten von Leers auf Schönfeld und Baron von Maltzahn auf Rothenmoor, und den landschaftlichen Deputirten, Bürgermeister, Doktor Saniter aus Rostock, Hofrath Wüsthoff aus Parchim und Geheimen Hofrath Lüders aus Malchin;

ferner eine Deputation der Stadt Wismar in der Person des Bürgermeisters Haupt;

sodann die Abgesandten

des Kaisers von Oesterreich, Graf von Trautmannsdorf-Weinsberg, welcher die Insignien des kaiserl. königl. Ungarischen St. Stephans-Ordens überbrachte;

des Kaisers von Rußland, Oberst Baron von Budberg;

des Königes von Preußen, Geheimer Legations-Rath von Hänlein;

des Königes von Baiern, Graf von Luxburg;

des Königes der Niederlande, Baron von Goltstein;

des Königes von Groß-Britannien, General-Consul Canning;

des Großherzoges von Oldenburg, Oberst von Gail;

des Großherzoges von Baden, Major von Frankenberg;

der Stadt Bremen, Senator Pavenstedt;

der Stadt Lübeck, Geheimer Hof-Rath, Syndikus von Buchholz;

der Stadt Hamburg, Senator Jenisch; endlich die beim Mecklenburg-Schwerischen Hofe accreditirten Gesandten,

der kaiserlich Oestreichische, Baron von Binder-Kriegelstein;

der königlich Schwedische, Kommandeur von Signeul und

der kaiserlich Russische, Geheime Rath von Ribeaupierre.

 

Am 24sten leiteten mit Tagesanbruch 101 Kanonenschüsse und eine Reveille mit dem ganzen Musik-Korps der Garde das Fest ein. Um 7 Uhr versammelten sich die Bewohner von Ludwigslust in der Kirche, wo der Oberhofprediger Walter inniges Dankgebet und fromme Segenswünsche vor ihnen aussprach. Von hier begaben sie sich nach dem Schloßplatze, um vor den Fenstern des geliebten Landesfürsten ein Loblied zu singen und ihm ein Lebehoch zu bringen. Demnächst fand auf dem Schloßplatze eine Militair-Parade, bei der außer der Garnison in Ludwigslust auch die Artillerie aus Schwerin und die Kavallerie aus Grabow aufgestellt waren, statt. Um 9 Uhr nahm der Großherzog die Gratulation der Glieder seines Hauses und der anwesenden hohen fürstlichen Herrschaften an; hierauf ertheilte er den von fremden Fürsten zu dem Feste geschickten Gesandten Audienz, und gleich nachher sprachen die Landes-Deputirten und die anwesenden beim hiesigen Hofe accreditirten Gesandten ihre Glückwünsche aus. Alsdann begann die allgemeinde Cour im goldenen Saale, woselbst die allerhöchsten und höchsten Herrschaften, so wie sämmtliche fremde und einheimische Herren des Hofes sich eingefunden hatten. Nach beendigter Cour wurde der Goldene Saal zu einer kirchlichen Feier eingerichtet, und hielt darauf der Oberhofprediger Walter vor der hohen Versammlung eine Rede. Am Schlusse derselben stimmte in Begleitung von Kanonenschüssen die Kapelle ein Te Deum an.

Um 2 1/2 Uhr kündigten Pauken und Trompeten-Schall unter dem Portale des Schlosses die Mittagstafel an. Die so geräumigen Säle des Schlosses vermochten diesmal nicht die Anwesenden zu fassen. Um Platz zu gewinnen, war daher an den Kirchsaal ein Anbau aus Holz gemacht worden.

Gegen Abend versammelte sich der Hof wieder zur Cour im Schlosse. Von hier nahm eine Erleuchtung der Cascade sich sehr gut aus. Im Orte selbst waren der Marstall und die Militair-Kaserne geschmackvoll illuminiert.

Um 9 1/2 Uhr setze sich vom Alexandrinenplatze ein von den Ludwigslustern veranstalteter Fackelzug, dem die Musik der Garde-Hautboisten vorausschritt, durch die große Straße in Bewegung. In dem Augenblicke, da er auf dem Schloßplatze anlangte und dort sich aufstellte, leuchtete aus der Gegend der Kirche her ein Bengalisches Feuer, stiegen Raketen auf und fielen Kanonenschüsse. Nachdem ein Festlied gesungen und ein dreimaliges Lebehoch dem Jubilar gebracht worden war, verfügte sich der Zug in zwei Kolonnen, die eine längs der rechten, die andere längs der linken Seite des Kirchplatzes, in der Nähe der Kirche und verbrannte daselbst die in einen Haufen zusammengeworfenen Fackeln.

Zuletzt folgte der große Zapfenstreich.

Am 25sten war bei Hofe große Mittagstafel und am Abend Ball. Auch fand am Vormittage eine dem Fest entsprechende Feier im Schullehrer-Seminar statt.

Am 26sten wurde in Gegenwart der allerhöchsten Herrschaften feierlicher Gottesdienst in der Kirche gehalten. Als der Oberhofprediger Walter seine Predigt beendete, folgte unter dem Donner der Kanonen ein von der Kapelle vorgetragenes Te Deum. Gegen 10 Uhr Abends geschah wieder ein Fackelzug und zwar zu Pferde von der Dreißig-Gilde zu Parchim.

Eine am 27sten von dem Herzoge Gustav auf seiner Villa gegebenen Féte machte den Beschluß der Feierlichkeiten.

 

 

[Der Großherzog Friedrich Franz verstarb am 01.02. 1837 um 8:30 Uhr Morgens im Alter von 80 Jahren.]

 

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